Wischen
2021, inc on paper, 150x150
Eine Linien aus Wasser - Tinte. Vom Papier getragen - Reiht sich neben die andere. Sie verfließt mit ihrer Nachbarin, schwimmt in eine undefinierte Fläche und löst sich aus ihr in die nächste Kurve.
Um einen unmittelbaren Bezug zu unserer Alltäglichkeit herzustellen und die im Schatten stattfindende Tätigkeit zu erleuchten, werden die Flure mit einer Farbmischung gewischt und die Zeichnung in den Raum gebracht. Ein Stoß an der Heizung. Die Unebenheit der Fliesen. Tinte, die sich in kleinen Pfützen an den Rändern der Fugen sammeln. Die wiederkehrenden Wischbewegungen, die jeden Zentimeter des Bodens füllen.
A line of water – ink. Carried by the paper – aligning beside another. It merges with its neighbor, flows into an undefined space, then dissolves from it into the next curve.
To establish an immediate connection to our everyday life and to illuminate the often overlooked activity, the corridors are mopped with a mixture of colors, and the drawing is brought into the space. A bump against the radiator. The unevenness of the tiles. Ink pooling in small puddles along the edges of the grout. The repetitive sweeping motions filling every inch of the floor.
"Zu früher Morgenstunde treffe ich mich mit Anke. Sie wischt den Raum mit meiner Farbe, so wie sie immer den Raum wischt und ich mache ihn anschließend in mehreren Schritten wieder sauber. Während sie den Boden in routinierter Bewegung – immer vom Fenster in den Raum hinein, von einem Bein aufs andere wippend – in zehn Minuten durchgewischt hat, brauche ich für meinen Teil eine halbe Stunde. Es ist ein hartes Arbeitspensum, das in wenig Zeit abgearbeitet werden muss und deswegen Routine benötigt. Es ist körperlich anstrengend und braucht darüber hinaus Durchhaltevermögen. Durchhalten, um das Pensum zu erfüllen, um eine sachliche Perspektive auf den Schmutz zu bewahren, sich vor dem Ekel zu schützen, sich nicht entwürdigen zu lassen. Die Schatten im morgendlichen Aufgehen der Sonne, die einen fenstergerahmten Lichtschein an die Wand wirft. Das Leuchten, das den Raum definiert, der in der Spiegelung des nassen Bodens erscheint. Ein Raum, den Anke jede Woche wischt, damit wir dort zusammenkommen, wir uns über Kunst unterhalten können. Später wird hier die Dokumentation der Performance gezeigt."
"In the early morning, I meet with Anke. She mops the room with my color, just as she always mops the room, and I then clean it again in multiple steps. While she completes her part in a swift, practiced rhythm – always moving from the window into the room, shifting weight from one foot to the other – in about ten minutes, it takes me half an hour. It’s a demanding workload that has to be completed in a short time and thus requires routine. It is physically strenuous and demands endurance. Endurance to meet the quota, to maintain an objective view of the dirt, to shield oneself from disgust, to avoid feeling demeaned.
The shadows in the morning light cast a window-framed glow onto the wall. The light that defines the room appears in the reflection of the wet floor. A space that Anke mops each week, so that we can gather there, so we can discuss art. Later, the documentation of the performance will be shown here."
Wischen, Teil II mit Anke, 2022, Video: Linda Dalitz, 16:48min
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